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Wertschöpfungskette – was versteht man darunter?

Die Wertschöpfungskette (Wertkette) stellt alle Aktivitäten in einem Unternehmen dar, die letztlich dazu führen, dass Produkte erzeugt bzw. Dienstleistungen entstehen. Diese Tätigkeiten sind prozesshaft miteinander verbunden und dienen einem gemeinsamen Ziel, nämlich Wertschöpfung zu erzeugen.

Das Modell der Wertschöpfungskette stammt von dem US-amerikanischen Wirtschaftswissenschafter Michael E. Porter und dient der Analyse, welche Aktivitäten im Unternehmen welchen Beitrag zur Gesamtwertschöpfung leisten, und wie sie das tun (effizient/ineffizientteuer/kostengünstig). Daraus lassen sich dann Maßnahmen für die Prozess- und Organisationsgestaltung sowie die strategische Ausrichtung des Unternehmens ableiten.

Wenn man sich zur Wertschöpfungskette eines Unternehmens jene seiner Geschäftspartner, also Lieferanten und Abnehmer, dazu denkt, erhält man das gesamte Wertkettensystem der Branche, in der sich das Unternehmen bewegt.

Funktionsweise und Anwendung des Modells

Ein Unternehmen muss, um profitabel und damit überlebensfähig zu sein, über den gesamten Produktionsprozess bis zum Produktabsatz bzw. der Dienstleistungserbringung Wertschöpfung generieren. Je mehr die einzelnen Aktivitäten in der Wertschöpfungskette dazu beitragen, desto besser ist das Gesamtergebnis. Um dies zu optimieren, können sich Unternehmen das Modell der Wertschöpfungskette zunutze machen, wie am Beispiel eines Unternehmens, das Getränke erzeugt, gezeigt in den folgenden Ausführungen.

Möchte man das Konzept der Wertschöpfungskette auf ein Unternehmen anwenden, ist zunächst eine vollständige Übersicht über sämtliche Aktivitäten herzustellen. Dafür erhebt man die Unternehmenstätigkeiten detailliert und stellt sie dar. Wichtig ist es, alle Unternehmensbereiche lückenlos und genau zu durchleuchten sowie detailliert zu beschreiben. Nur dann ist eine vollständige, gesamthafte Unternehmensanalyse möglich.

Grundsätzlich lassen sich nach Michael E. Porter primäre und unterstützende Aktivitäten voneinander unterscheiden.

Primäre Aktivitäten

Wertschöpfung

Wozu zählt die Materialbeschaffung?

Die Primäraktivitäten sind dadurch gekennzeichnet, dass sie einen unmittelbaren wertschöpfenden Beitrag zur Produktherstellung leisten, also direkt in der Produkterzeugung und dem Produktabsatz erfolgen.

Dazu gehört zunächst der Einkauf, verstanden als Beschaffung jener Materialien, die direkt in die Produkterzeugung einfließen. In unserem Beispielsunternehmen wäre dies der Einkauf der für die Getränkeerzeugung erforderlichen Zutaten und Inhaltsstoffe. Zu diesem Bereich gehört auch die Lagerwirtschaft. Nach dem Einkauf kommt es zur Produktion der Güter, in unserem Beispiel also die Herstellung der Getränke in den Fertigungsanlagen. Die produzierten Güter kann man dann den Marketings- und Vertriebseinheiten übergeben, die dafür sorgen, dass die Waren ihren Weg zu den Kunden finden. Dafür müssen die Produkte bereits vorher beworben werden, Märkte erschlossen und Zielgruppen definiert werden. Anschließend kann der Verkauf den entsprechenden Umsatz erzielen.

Sind die Waren verkauft, muss man sie verpacken und an die Kunden ausliefern. Diese Aufgaben erfüllt die Ausgangslogistik. In unserem Beispiel nehmen wir an, dass das Unternehmen seine Getränke ausschließlich an den Lebensmitteleinzelhandel verkauft und dorthin liefert. Auch, wenn der Absatz nicht direkt an den Endkunden erfolgt, wird das Unternehmen dennoch einen Kundenservice eingerichtet haben, der dem Endkunden für Fragen zum Produkt, Beschwerden und Reklamationen zur Verfügung steht. Dies ist die letzte der primären Aktivitäten nach Porter.

Unterstützende Aktivitäten

Die primären Aktivitäten benötigen allerdings die unterstützenden (sekundären) Aktivitäten, wozu Porter die Unternehmensinfrastruktur, die Personalwirtschaft, die Technologieentwicklung und die Beschaffung zählt. Die unterstützenden Aktivitäten schaffen die Voraussetzungen dafür, dass die primären Aktivitäten überhaupt erfolgen können.

Zur Unternehmensinfrastruktur gehören beispielsweise Maschinen und technische Anlagen, eine funktionierende

Wertschöpfung

Auch die Personalwirtschaft zählt dazu.

Stromversorgung und eine sichere IT-Infrastruktur. Unter Personalwirtschaft sind die Rekrutierung, Aus- und Weiterbildung und Entwicklung von Mitarbeitern, sowie alle administrativen Vorgänge zu verstehen, die damit zusammenhängen. Lesen Sie hier alles zu Personalwirtschaft.

Die Technologieentwicklung trägt dafür Sorge, dass Produktionsprozesse und –technologien auf dem letzten Stand der Technik sind.

Mit der Beschaffung sind in diesem Kontext jene Tätigkeiten gemeint, die sich darum kümmern, dass ausreichende Produktionskapazitäten im Sinne von Maschinen und Betriebsmitteln vorhanden sind.

Analyse

Entscheidend ist, dass das Unternehmen über die gesamte Wertschöpfungskette Gewinn erzielt. Voraussetzung dafür ist, dass die Umsätze, die das Unternehmen erzielt, sämtliche Kosten aller Unternehmensaktivitäten, seien sie dem primären oder unterstützenden Bereich zuzurechnen, übersteigen. Hat man die einzelnen Unternehmensaktivitäten lückenlos erhoben? Liegen  die von ihnen verursachten Kosten transparent vor? Dann kann das Unternehmen wertvolle Erkenntnisse für die Steigerung seiner Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität gewinnen. Je feiner man die einzelnen Aktivitätskategorien unterteilt, desto höher ist der Informationsgewinn.

Es gilt nun, möglichst viele – im besten Fall alle – Aktivitäten des Unternehmens zu optimieren. Dabei kann auch die Frage zu stellen sein, ob die eine oder andere Aktivität wirklich weiterhin im Unternehmen erfolgen soll oder nicht besser auszulagern wäre. Generell ist zu beleuchten, ob die jeweiligen Aktivitäten zu Wettbewerbsvorteilen oder Kostennachteilen führen. Sind sie im Hinblick auf den Kundennutzen notwendig und sinnvoll?
So könnte unser Getränkeproduzent zu dem Schluss kommen, dass er nur mehr Rezepte für seine Getränke sowie neue Produktlinien entwickelt. Um Marketing und Verkauf kümmert man sich selbst, Produktion und Logistik legt man dagegen in die Hände anderer.

Von der Analyse zur Strategieentwicklung

Das Modell der Wertschöpfungskette kann nicht nur zur Verbesserung der kurz- und mittelfristigen Profitabilität des Unternehmens Input liefern, sondern auch für die Strategieentwicklung wertvolle Impulse geben.

Aus der Diagnose von Stärken und Schwächen, Effizienzen und Ineffizienzen in der Wertschöpfungskette können nämlich Kernkompetenzen ermittelt werden, und auf deren Basis Wettbewerbsstrategien entstehen. Versteht es

Wertschöpfung

Welcher Aufwand rentiert sich wirklich?

unser Getränkehersteller zum Beispiel wie kein anderer, Produkte und Marken zu entwickeln, tut er gut daran, sich auf diese Stärke zu konzentrieren. Alle anderen Aktivitäten, die er nur vergleichsweise teuer oder schlecht selbst vornehmen kann, sind eventuell auszulagern.

Stärken und Schwächen des Modells der Wertschöpfungskette

Das Modell der Wertschöpfungskette ermöglicht eine sehr tiefgehende Unternehmensanalyse, aufgrund derer auch strategische Konzepte erarbeitet werden können. Es bringt allerdings nur dann verlässliche Ergebnisse, wenn man wirklich ausnahmslos alle Unternehmensaktivitäten erfasst und entsprechend tief analysiert. Daher ist mit einer vollständigen Darstellung der Wertschöpfungskette entsprechender Aufwand – zeitlich wie finanziell – verbunden, was auf manche Unternehmen abschreckend wirkt.