Welche Arten von Zinsen gibt es?
Der Begriff Zinsen ist den meisten wahrscheinlich in der Verbindung mit einer Kreditaufnahme bekannt. Hier müssen sie für die Bereitstellung der Geldsumme gezahlt werden. Wer hingegen Geld gewinnbringend anlegt, erhält Zinsen. Im Laufe der Zeit haben sich viele Arten wie Guthabenzins, Überziehungszins, Nominalzins, Sollzins, Effektivzins, Leitzins und weitere herausgebildet, die nachfolgend erläutert werden.
Historische Entwicklung der Zinsen
Zinsen wurden bereits vor 2500 Jahren erhoben, doch sie hatten ein schlechtes Image. Insbesondere im 17. Jahrhundert entstand ein weltweiter Kreditmarkt, da die Wirtschaft im Aufschwung war. Langzeitstudien belegen, dass sie bereits seit 1300 und nicht erst seit dem 20. Jahrhundert fallen, doch mittlerweile hat die Zinssituation einen kritischen Punkt erreicht. Zahlreiche Ökonomen sehen den Grund hierfür in geldpolitischen Fehlentscheidungen und Konflikten zwischen den Staaten in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten. Jährlich kann mit einer Minusverzinsung von rund 0,2 Prozent gerechnet werden, während es vor zehn Jahren noch drei Prozent plus waren. Aktuell stechen vor allem Deutschland, Japan und die Schweiz mit dem erheblich gesunkenen Zinsniveau hervor.
Die verschiedenen Arten von Zinsen
So facettenreich wie das Wirtschaftsleben ist, so vielfältig sind auch die Zinsarten:
Guthabenzins
Guthabenzinsen werden auch als Sparzinsen bezeichnet und in verschiedenen Bereichen angeboten: Banken zahlen diese auf die Einlagen des Anlegers, da sie mit dem Geld arbeiten können, Kreditkartengesellschaften für das Guthaben auf dem Kreditkartenkonto und Bausparkassen für Bausparverträge bzw. Bausparguthaben in der Ansparphase. Guthabenzinsen sind immer das Entgelt, das Kunden für ihr Sparguthaben erhalten. Die genaue Höhe wird vom Leitzins der Europäischen Zentralbank beeinflusst.
Überziehungszins
Privatpersonen oder Unternehmen, die ein Konto mit Dispositionslimit haben und es überziehen, zahlen Zinsen. In der Regel sind sie deutlich höher als bei herkömmlichen Krediten. Daher sollten sie die Möglichkeit, das Konto zu
überziehen, nicht so häufig in Anspruch nehmen. Die Dispozinsen liegen oft im zweistelligen Bereich. Die Ablösung eines Dispositionskredits durch ein Ratendarlehen ist in vielen Fällen empfehlenswert. Es wird bezüglich der Höhe der Dispositionszinsen und der fehlenden Transparenz vermehrt starke Kritik an den Banken und Sparkassen erhoben. Der Überziehungszins, ein eigenständiger, variabler Zinssatz, wird ab Tag eins der Überziehung bis zur Rückführung auf die vertraglich vereinbarte Kreditlinie berechnet. Er fällt nicht nur beim Dispokredit an, sondern ebenso, wenn ein Girokonto ohne Dispokredit überzogen wird.
Nominalzins
Der Nominalzins beschreibt die Zinsen, die jährlich für einen Kredit fällig sind. Diese Gebühr verlangt man für die Bereitstellung des Darlehens vom Kreditgeber. Die monatlich zu zahlende Rate ergibt sich aus der vereinbarten Tilgung und dem Nominalzins. Bei einem Kredit spricht man statt vom Nominalzins ebenso vom Sollzins. Neben diesem müssen die Kreditinstitute auch den Effektivzins angeben, der zudem die Bearbeitungsgebühren enthält und somit aussagekräftiger ist. Es wird zwischen dem variablen und festen Nominalzins unterschieden: Erster kann sich während der Laufzeit verändern und je nach vorherrschenden Gegebenheiten am Kapitalmarkt günstiger oder teurer werden. Ein fester Zinssatz verändert sich über die Kreditlaufzeit hinweg nicht, sodass er konstant bleibt.
Zinseszins
Bei den Zinseszinsen, die vor allem bei großen Geldanlagen sehr sinnvoll sein können, handelt es sich um die verzinsten Zinserträge. Bei einem Sparbuch beispielsweise berechnet man zunächst einmal die Habenzinsen, die man anschließend in ihrer Summe gut schreibt. Auf diese Weise erhöht sich das Sparkapital. Durch die Zinsen vermehrt sich das Guthaben. Auf dieses Kapital rechnet man erneut Zinsen an. Das Anlagevermögen kann somit sehr schnell wachsen, wenn die monatlichen Zinsen hoch sind und man sie mehrfach im Jahr gut schreibt. Es werden „Zinsen auf Zinsen“ berechnet. Bei der nächsten Gutschrift lässt man sie demnach wieder mit verzinsen.
Leitzins
Der Leitzins beeinflusst die Geldgeschäfte der Verbraucher und Unternehmen maßgeblich. Anhand dessen lässt sich festlegen, zu welchen Zinsen sich die Banken und Kreditinstitute bei einer Zentralbank das Geld beschaffen können. Diese errechnet die Zinssätze täglich neu und gibt sie an die Banken weiter, die wiederum nicht verpflichtet sind, sich an den Leitzins zu halten. Er dient lediglich als Orientierung, denn die Kreditinstitute möchten natürlich in erster Linie kostendeckend arbeiten. Bei einem hohen Leitzins leihen sich die Geldinstitute nur geringe Geldsummen. Dies bedeutet gleichzeitig, dass die Anzahl der vergebenen Kredite sinkt Die Zentralbank kann
mit der Hilfe des Leitzinses die Aufnahme der Kredite der Wirtschaft ankurbeln, aber auch hemmen. Mit einem niedrigen Leitzins lässt sich die gesamtwirtschaftliche Situation demnach in Schwung bringen. Der Zinssatz, welchen die Banken ansetzen, orientiert sich ebenso am Leitzins. Ist er niedrig, profitieren somit ebenso die Bankkunden. Lesen Sie hier alles zur Zentralbank.
Effektivzins
Der Nominal- oder Sollzins ist im Unterschied zum Effektivzins der reine Jahreszins, welcher auf den Kreditbetrag angewendet wird. Weitere Kredit- oder Anlagekonditionen bleiben unberücksichtigt. Der Effektivzins hingegen umfasst zusätzliche Nebenkosten des Darlehens wie Gebühren, den Auszahlungskurs, Tilgungssatz, eventuelle Tilgungsverrechnungstermine oder andere preisbestimmende Kosten, die meist nicht offen ausgewiesen, sondern in die Zinsberechnung eingepreist werden. Daher ist es immer wichtig, beim Vergleich der Kredite auf den Effektivzins zu achten, denn er gibt die tatsächliche Höhe sämtlicher Kosten an. Zusatzkosten, beispielsweise für eine Restschuldversicherung, sind im Effektivzins nicht enthalten.
Sollzins
Leihen sich Kreditnehmer von einer Bank Geld, müssen sie im Gegenzug immer Zinsen zahlen. In diesem Zusammenhang spricht man von den Sollzinsen. Der Sollzins kann auch der Zinssatz für die Verwendung eines Dispokredits sein. Die Höhe richtet sich nach dem Zinsniveau des aktuellen Geld- und Kapitalmarktes. Ist der Sollzins variabel, kann die Bank ihn regelmäßig der Marktlage entsprechend anpassen. Bei einem festen Sollzins bleibt der vereinbarte Zinssatz laut der Zinsbindungsfrist unverändert. Letzten Endes sollten Kreditnehmer den Fokus auf den Effektivzins legen, da er die Gesamtkosten des Darlehens widerspiegelt.
Zinsen auf Sachkapital
Nicht nur Kapitalzinsen, sondern auch Sachwerte können verzinst werden, beispielsweise bei der Vermietung einer Immobilie. Für die Überlassung erhält der Vermieter in Form der Miete Mietzinsen. Der Begriff Miete kann aber ebenso in der Verbindung mit der Überlassung von anderen Objekten wie Autos auftauchen. Es geht also
darum, sich nicht Geldkapital, sondern Sachkapital zu „leihen“. Je nachdem, um welche Sachkapitalanlage es sich handelt, sind es beispielsweise Miet-, Pacht- oder Baurechtszinsen.
Zusammenfassung
Die Zinsen sind für Gläubiger der Verdienst und für Schuldner die Kosten am entstandenen Vertrag. Es handelt sich hierbei um die berechneten Gebühren, die für die Überlassung von Kapital oder Sachkapital zu bezahlen sind. Die Zinssätze und Auszahlungsmodalitäten können je nach Bank sehr schwanken, sodass die vielen verschiedenen Angebote vor der Kreditaufnahme oder Eröffnung eines Sparkontos stets miteinander verglichen werden sollten.