Was genau ist ein Carve-out?
Sie haben vor, eine Ausgliederung in Ihrer Firma vorzunehmen oder denken sogar über einen Verkauf nach? Mit diesen Gedanken ist heutzutage niemand mehr allein und natürlich kennen wir dieses Phänomen sogar unter einem bestimmten Namen: Carve-out! Was darunter zu verstehen ist, für wen es sich lohnt und welche Tipps und Tricks man anwenden sollte, erfahren Sie jetzt in unserem Artikel.
Was bedeutet Carve-out eigentlich?
Man betrachtet eine Kombination und stellt fest: In dieser Konstellation führt die Fusion zu keinem Erfolg für beide Seiten mehr. Ob privat oder beruflich, wer solch eine Sachlage vorfindet, denkt unvermeidlich an eine Trennung, die oftmals eine gute Entscheidung sein kann. In höheren Kreisen redet man natürlich nicht von einer Trennung, sondern eben von Carve-out. Übersetzt ins Deutsche ist darunter ein „Herausschnitzen“ zu verstehen. Oder einfacher und spezifisch ausgedrückt: Es handelt sich hierbei um ein Verkaufen, Ausgliedern oder Abspalten von Teilen Ihres Unternehmens.
Warum es zu solch einer Entscheidung kommt, hängt von der jeweiligen Unternehmensstruktur ab. Die einen wollen bestimmte Bereiche loswerden, um sich wieder mehr auf ihre Kernkompetenz konzentrieren zu können. Die anderen erhoffen sich neues Kapital, was sie dann wiederum in neue Investitionen stecken können.
Wie funktioniert ein Carve-out?
Organisatorisch und vertraglich gibt es natürlich einiges zu regeln, um alle Schritte sorgfältig nachprüfen zu können. Ganz wichtig ist außerdem: Daten und IT-Systeme müssen voneinander getrennt sein. Alle Informationen und Daten, die zum nun ausgegliederten
Bereich gehören, müssen identifiziert und in ein neues, eigenständiges System eingepflegt werden. Aus dem alten Register ist anschließend natürlich alles zu löschen. Eine Standardlösung für diesen Schritt gibt es nicht, daher muss man die betreffenden Datenmengen äußerst sensibel behandeln.
Die Carve-out Erfolgsfaktoren
Damit das Projekt Carve-out auch wie gewünscht verläuft, sollten sie einige Dinge beachten, die oftmals schiefgehen. Achten Sie also besonders auf folgende Aspekte:
-
Sorgsame, detaillierte Planung.
Ein klarer Projektplan muss vorhanden sein, wenn Sie mit dem Carve-out starten wollen. Besonders eine Frage steht im Mittelpunkt: „Welche Daten müssen wir aus dem System löschen und auf welchem neuen Träger müssen wir sie erneut integrieren?“ Auch wichtig: In welchem vorgegebenen Zeitrahmen soll dies geschehen. Manchmal gibt es auch Daten, die komplett gelöscht werden dürfen, ohne Übertrag auf ein neues System. All diese Punkte müssen beantwortet sein, ehe das eigentliche Projekt losgeht. Passiert dies nicht, können eventuelle Fehler zu sehr hohen Kosten führen.
-
Die perfekte Abstimmung mit der IT-Infrastruktur
Die IT-Bereiche erleben beim Carve-out eine intensive Beanspruchung, weshalb die Verantwortlichen besonders im Fokus stehen. Steht der Carve-out an oder ist schon ein Zeitpunkt festgesetzt, muss daher die IT-Abteilung in die Planung integriert werden. Nur sie wissen, wie Daten und Systeme aussehen und was man wie übertragen kann. Findet hier eine optimale Zusammenarbeit statt, lassen sich auch eventuelle Probleme direkt und ohne großem Zeitverlust überbrücken.
-
Ein professionelles Projektmanagement
Welche Aufgaben müssen ausgeführt werden, in welchem Zeitrahmen muss dies geschehen und mit welchen Kosten müssen wir eigentlich kalkulieren? Keine Frage, für den Carve-out braucht es ein professionelles Management, um keine unnötigen Fehler zu begehen oder Dinge zu vergessen. Der Optimalfall ist natürlich, dass sich Mitarbeiter damit beschäftigen, die schon einmal solch einen Fall bearbeitet haben. Sie wissen genau, wie sich Termine koordinieren lassen und welche Abteilungen wie miteinander vernetzt sein sollten.
-
Expertise von außen
Hilfe innerhalb des Unternehmens ist wichtig, oft aber nicht ausreichend. Der Aufwand eines Carve-outs ist schnell zu unterschätzen, sodass nicht jedes Unternehmen überhaupt die Kapazitäten hat, alles intern zu lösen. Hinzu kommt natürlich, dass es nicht immer genug technisches Know-how gibt. In solch einem Fall sollte man über Unterstützung externer Mitarbeiter nachdenken. Wer perfekt geschultes Personal an seiner Seite hat, entlastet die eigenen Angestellten und stellt obendrein sicher, dass das Projekt in sicheren Händen ist.
-
Die richtige Transformations-/ETL-Software wählen
Wer einen Carve-out plant, muss sich bewusst sein, dass er ihn während der normalen Geschäftstätigkeit durchführen muss und der Zeitplan nicht selten gestört werden oder ins Wanken geraten kann. Die Unterbrechung des normalen Betriebs soll aber natürlich so wenig wie möglich spürbar sein. Dies nennt man auch „Near Zero Downtime“. Damit das gelingt oder man ihn vielleicht auch gar nicht merkt, kommen spezielle Tools zum Einsatz. Eine Transformationssoftware bzw. ein ETL (Extract, Transform, Load) muss her! Kosten und Fehleranfälligkeit lassen sich so reduzieren, außerdem gehen Dauer und Risiko nach unten. Auch die Transformation der Daten lässt sich vereinfachen, die Flexibilität im Unternehmen steigt somit an. Lesen Sie hier mehr zur Near Zero Downtime.
Wer kann ihn nutzen?
Das Projekt ist also zeitintensiv und oftmals teuer, kann dennoch jeder einen Versuch starten? Nicht nur große Unternehmen sind gefragt, auch mittelständische Betriebe können mit diesem Prinzip Profit erwirtschaften. Es eignet sich vor allem dann, wenn es in einem Familienunternehmen keinen Nachfolger gibt. Einzelne Bereiche lassen sich somit abstoßen, um sich hauptsächlich dem Kerngeschäft zu widmen. Auch eine Neuordnung von Geschäftsfeldern ist mit einem Carve-out möglich. Im Ausland investieren als Mittelstand? Auch hierfür eignet sich dieses Prinzip bestens. Meist findet der Carve-out logischerweise nicht in dem Umfang statt, dem sich ein großes Unternehmen bedient hat.
Fazit
Ein Carve-out eignet sich für alle, die einen Teil des Unternehmens loswerden wollen. Nicht immer macht es Sinn, auf allen Hochzeiten zu tanzen, wenn die Konzentration auf das Wesentliche verloren geht oder einzelne Felder mehr Probleme als Nutzen bringen. Wer einen klaren Plan vom Carve-out und sich rechtzeitig um Zeitplan und Experten gekümmert hat, kann sich der Ausgliederung problemlos widmen und davon profitieren, egal, ob das Unternehmen klein oder groß ist. Nur eines sollte man dabei nicht tun: Den Aufwand unterschätzen!