Was ist die Push-Pull-Strategie – und worauf kommt es dabei an?
Die Push-Pull-Strategie kann jede Produktionsplanung eines Unternehmens bereichern – vor allem in Zeiten des stetigen Wandels und der rasanten Veränderungen in der Industrie. Sie kombiniert zwei verschiedene Ansätze, welche alle Abläufe von Produktion bis hin zur Lagerung und den Transport umfassen. Wenn die Strategie passend und effektiv eingesetzt wird, dann können Unternehmen Kosten sparen, gleichzeitig rechtzeitige Lieferungen garantieren und insgesamt ein gutes Marketing aufziehen.
Doch was genau ist die Push-Pull-Strategie, welche Vorteile und Möglichkeiten bringt sie mit und worauf kommt es bei der Umsetzung an? Im Folgenden ist alles Wissenswerte rund um die moderne Strategie zusammengetragen.
Definition: Was ist die Push-Pull-Strategie?
Genau genommen handelt es sich bei der Push-Pull-Strategie (oder auch Push-Pull-Prinzip) um zwei vollkommen unterschiedliche Strategien die helfen sollen, die Produkte am Markt abzusetzen. Die Strategien fügen sich zu einem übergeordneten Konzept zusammen, welches in Produktion, Logistik und Marketing Anwendung findet. Der Name des Prinzips kommt von der Unterscheidung der Quellen des auslösenden Impulses einer Handlung oder Aktivität.
Zum einen kommt dabei die Push-Seite ins Spiel – also quasi die „Anbieterseite„. Bei dieser spielen die werbenden, verteilenden, vertreibenden, herstellenden und produzierenden Handlungen eine Rolle. Bei der Pull-Seite handelt es sich hingegen um die Kundenperspektive – also um die Nachfrage am Markt, die Interessenten und die in der Supply Chain nachgelagerte Stelle.
Push und Pull: Zwei Strategien – drei Bereiche
Die Push-Pull-Strategie fügt in den drei Bereichen Produktion, Logistik und Marketing mehrere moderne Ansätze zu einem enorm effektiven Gesamtpaket zusammen.
Push-Pull-Strategie im Marketing
Im Bereich des Marketings verfolgt man das Ziel, Produkte und Dienstleistungen einer möglichst großen Zielgruppe potenzieller Kunden anzubieten und letztlich zu verkaufen. Lesen Sie hier alles zu Zielgruppen.
Push-Prinzip: Die Maßnahmen im Marketing konzentrieren sich auf den B2B-Sektor. Durch die Preisgestaltung und gezielte Informationen sollen die eigenen Produkte gegenüber Händlern als attraktiv und ambitioniert positioniert werden. Dadurch sollen diese dazu animiert werden, große Mengen zu kaufen, um diese abzusetzen. Das Push-Prinzip erfüllt damit vor allem den Sinn, neue und innovative Produkte dem Markt zu präsentieren und auf diesem zu platzieren.
Pull-Prinzip: In diesem Fall werden die Marketingmaßnahmen auf die Kundschaft – also den B2C Sektor, ausgelegt. Durch Werbung und andere Formen des Marketing – wie Social-Media – sollen die Produkte bei den Endkunden im Kopf bleiben und diese sollen auch ein Bedürfnis an den Produkten entwickeln. Die Nachfrage soll angekurbelt werden. Das Pull-Prinzip ist im Vergleich zu der Push-Strategie mit deutlich höheren Streuverlusten verbunden – und damit auch mit höheren Kosten.
Push-Pull-Strategie in der Logistik
Das übergeordnete Ziel in der Logistik ist es, bestimmte Güter an einen, möglichst großen, Kreis an Kunden zu liefern – und zwar termingerecht und in der versprochenen Qualität.
Push-Prinzip: Unternehmen oder Händler bekommen die Ware nicht nach konkretem Bedarf oder Verbrauch, sondern viel mehr nach festgelegten Mengen. Diese Sicherheit hat zumeist zur Folge, dass Händler die
entsprechenden Waren verstärkt bewerben. Außerdem produzieren herstellende Unternehmen oftmals auf Lager. Dieses Push-Prinzip in der Logistik hängt unmittelbar mit dem im Marketing zusammen.
Pull-Prinzip: Produzierende Unternehmen und der Handel erhalten Produkte nach konkretem, beziehungsweise geschätztem Bedarf. Die Hersteller arbeiten eng mit den Logistikern zusammen und kommunizieren zu jeder Zeit die Bestands- und Verkaufszahlen. Durch diese Absprachen möchte man eine ideale Warenversorgung nach dem Prinzip „Just in Time“ garantieren. Kurzfristige Nachbestellungen führen zu kurzfristiger Produktion. Da versteht es sich fast von selbst, dass eine ausgereifte und effiziente Logistik und schnelle Informationsübertragungen nötig sind.
Push-Pull-Strategie in der Produktion
Das klare Ziel in der Produktion: Produkte in der richtigen Menge und der gewünschten Qualität herzustellen – und zwar termingerecht.
Push-Produktion: Diese Art der Produktion unterliegt zu jeder Zeit der Führung durch einen klaren Produktionsplan und zentraler Steuerungs– und Planungseinheiten. Produktion erfolgen auf Bestellung, der Güter- und Informationsfluss bewegen sich mit dem Wertstrom und sind aneinander gekoppelt. Hoher Planungsaufwand und hohe Lagerbestände sind in der Regel die Folge.
Pull-Produktion: Sie erfolgt vom aktuellen Bedarf und braucht keine zentrale Planung und Steuerung. Produktion erst nach Bedarf – der Kundenwunsch und die Nachfrage spielen dabei die Hauptrollen. Güter- und Informationsfluss laufen entgegengesetzt. Das Produkt und die Information sind voneinander getrennt. Niedrige Lagerbestände und kurze Lieferzeiten sind die Folge.
Vorteile der Push-Pull-Strategie
Die Push- und Pull-Faktoren haben beide Vor- und Nachteile. Die Push-Produktion kann ihre Stärken zeigen, wenn es um Variantenvielfalt, große Chargen und Einzelanfertigungen geht. Die Pull-Produktion sticht heraus, wenn von
um Serienproduktion die Rede ist. Der größte Vorteil der Push-Pull-Strategie ist, die beiden Disziplinen zu vereinen und jeweils die Vorteile zu einem Gesamtpaket zu verpacken.
Die Harmonie zwischen Push- und Pull-Faktoren bringt ganzheitliche Vorteile mit sich, welche im Folgenden zusammengefasst sind:
- Kundenorientierte Ausrichtung: Die komplette Wertschöpfungskette von Logistik über Produktion bis hin zu Marketing gelingt mit dem Pull-Prinzip. Keine langen Lagerzeiten und hohe Lagerbestände und Transport auf Abruf.
- Kostensenkung: Das Pull-Prinzip sorgt durch niedrige Lagerbestände die Kosten. Außerdem bringt sei eine Umstellung auf effizientes Arbeiten mit sich.
- Optimierte Prozesse mit Kunden und Lieferanten: Durch die Pull-Ausrichtung kann eine bessere Kundenbindung und eine flexiblere Arbeitsweise erreicht werden. Kundenwünsche lassen sich in die Produktion integrieren – auch kurzfristige Aufträge sind möglich.
- Geschmeidige Wertschöpfungskette: Sobald das Pull-Prinzip ausgearbeitet und umgesetzt ist, greifen die verschiedenen Räder in einem Unternehmen ineinander. Die Prozesse sind aufeinander abgestimmt und optimiert. Die Koordination ist deutlich besser und die Wertschöpfungskette läuft wie geschmiert.
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Claudia Rothenhorst ist Redakteurin für betriebswirtschaftliche Themen im Blog von docurex.com.