Was ist die Kapitalflussrechnung?
Laut § 264 HGB müssen Kapitalgesellschaften für den Jahresabschluss unter Beachtung der Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung neben der Offenlegung ihrer Vermögens- und Ertragslage auch ein Bild ihrer Finanzlage vermitteln. Während die Vermögenslage in der Bilanz und die Ertragslage in der Gewinn- und Verlustrechnung abgebildet werden, wird zur Darstellung der Finanzlage die Kapitalflussrechnung eingesetzt.
Definition und Zielsetzung der Kapitalflussrechnung
Die Kapitalflussrechnung gibt Aufschluss über die allgemeine Liquiditätslage eines Unternehmens und seinen Möglichkeiten, liquide Mittel für Investitionen, zur Schuldentilgung und Gewinnausschüttung einzusetzen. Etabliert sind die synonymen Bezeichnungen Finanzflussrechnung, Geldflussrechnung, Mittelflussrechnung oder Ccashflow-Rechnung. Bei der Berechnung werden der Liquiditätsbestand am Periodenende dem Bestand am Periodenanfang gegenübergestellt. Für den betrachteten Zeitraum werden alle Zu- und Abflüsse an Finanzmitteln systematisch erfasst. Daraus lassen sich Rückschlüsse über die Mittelherkunft und die Mittelverwendung ziehen. Zu den Finanzmitteln zählen ausschließlich Zahlungsmittel (Kassenbestand, Guthaben bei Bundesbank und Kreditinstituten) und -äquivalente (als Liquiditätsreserve gehaltene Werwtpapiere im Umlaufvermögen, die leicht veräußerbar sind). Zu beachten ist, dass der Begriff Kapitalflussrechnung missverständlich aufgefasst werden kann, da es unterschiedliche Definitionen des Begriffs Kapital gibt. Zum einen gibt es eine klassische Definition, die unter Kapital die Wertsumme einer Bilanz versteht. Diese besteht aus Forderungen und Verbindlichkeiten auf der Aktivseite sowie aus Eigen- und Frefmdkapital auf der Passivseite. Hierbei gehören auch schwer liquidierbare Gegenstände des Anlagevermögens und langfristige Forderungen zum Kapital. Zum anderen kann der Begriff Kapital auch rein monetär aufgefasst werden und ausschließlich auf Geldmittel abzielen. Diese enger gefasste, monetäre Sichtweise dient als Grundlage für die Kapitalflussrechnung.
Datenquellen und Aufbau der Cashflow-Rechnung
Die benötigten Angaben für die Kapitalflussrechnung ergeben sich vor allem aus der Gewinn- und Verlustrechnung des Jahresabschlusses. Erträge und Aufwendungen, die nicht zu zahlungswirksamen Positionen geführt haben, erfahren keine Berücksichtigung. So bleiben beispielsweise Zu- oder Abschreibungen, Wertberichtigungen und Zuführungen oder Auflösungen von Rückstellungen außer Betracht. Dadurch ist die Kapitalflussrechnung weniger durch bilanzielle Ermessensspielräume beeinflusst. Nach dem deutschen Rechnungslegungsstandard DRS 21 und IAS 7 (International Accounting Standard) ist die Kapitalflussrechnung in drei Stufen aufzustellen:
- Cashflow aus operativer Tätigkeit Er wird in der betrieblichen Tätigkeit des Unternehmens generiert. Je höher er ausfällt, desto erfolgreicher ist das Unternehmen.
- Cashflow aus Investitionstätigkeit Da Investitionen in der Regel nicht gleichmäßig getätigt werden, hat dieser Cashflow eine untergeordnete Rolle. Ist er aber über längere Zeiträume positiv, deutet dies auf wenig Investitionstätigkeit einerseits und den Verkauf von Anlagevermögen andererseits hin.
- Cashflow aus Finanzierungstätigkeit Auch hier sind keine regelmäßigen Kapitalflüsse zu erwarten. Bei positivem Cashflow fließen dem Unternehmen Mittel von außen zu, beispielsweise durch Eigentümer oder Banken.
Die drei Stufen zeigen auf, welche Tätigkeiten im Unternehmen in welcher Höhe zur Liquidität beitragen. Beispielsweise lassen sich so Einmaleffekte aus Anlagekäufen und –verkäufen oder Finanzierungsrunden sichtbar machen.
Betrachtungszeitraum
Hinsichtlich des Betrachtungszeitraumes unterscheidet man zwischen der retrospektiven und der prospektive Kapitalflussrechnung. Während der retrospektiven Cashflow-Rechnung als vergangenheitsorientierter Sichtweise die periodenbezogenen Daten des Jahresabschlusses zugrunde liegen, ist die prospektive Kapitalflussrechnung zukunftsorientiert. Man nennt sie auch Finanzplan, sie arbeitet mit den Planzahlen der Gewinn- und Verlustrechnung zusammen. Lesen Sie hier alles zum Thema Finanzplan.
Arten der Kapitalflussrechnung
Für die Erstellung einer Kapitalflussrechnung gibt es verschiedene Standards, Richtlinien und Empfehlungen. Grundsätzlich können Unternehmen die Cashflow-Rechnung nach der direkten oder indirekten Methode aufstellen. IAS 7 empfiehlt für die Erstellung eines Abschlusses nach IFRS die Ermittlung des operativen Cashflows in der direkten Methode, da hierbei künftige Cashflows leichter abzuschätzen sind. DRS 21 schreibt ausdrücklich vor, für die Berichterstattung im Jahresabschluss die Cashflows für Investitions– und Finanzierungstätigkeit direkt zu ermitteln. Das deutsche HGB macht keine Vorgaben. Daneben gibt es eine Empfehlung der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) und der Schmalenbach-Gesellschaft (SG) zur Erstellung einer vereinfachten Kapitalflussrechnung auf Basis der indirekten Methode. Hauptadressaten dieses Berechnungsansatzes sind Gremien der Mitarbeitervertretung und Betriebsräte.
Kapitalflussrechnung – die direkte Methode
Vor allem bei der unternehmensinternen Cashflow-Berechnung lassen sich die Kapitalströme nach der direkten Methode ermitteln. Voraussetzung dabei ist der Zugriff auf die detaillierten Buchungsdaten des Rechnungswesens. Hierbei stellt man die relevanten Ein- und Auszahlungen gegenüber, daraus leitet sich der Zahlungsüberschuss ab.
Kapitalflussrechnung – die indirekte Methode
In der Praxis ist die Nutzung der indirekten Methode weit verbreitet, da für unternehmensexterne Betrachter die Detailinformationen der einzelnen Buchungen nicht vorliegen. Die indirekte Methode greift daher auf die in der Bilanz veröffentlichten Zahlen für die Überleitung einer Kapitalflussrechnung zurück. Ausgehend vom veröffentlichten Ergebnis des Unternehmens addiert man nicht alle zahlungswirksamen Aufwendungen wie Abschreibungen und Rückstellungen hinzu. Einnahmen, welche im Betrachtungszeitraum nicht zu Einzahlungen führten, lassen sich subtrahieren. Der operative Cashflow zeigt, ob ein Unternehmen seine Ausgaben des laufenden Geschäfts durch Einnahmen decken kann. Des Weiteren, ob Überschüsse aus dem operativen Bereich für Investitionen zur Verfügung stehen oder den Liquiditätsbedarf von Finanzierungen decken können. Tritt beim operativen Cashflow ein Fehlbetrag auf, muss man diesen entweder durch Barmittel aus der Vorperiode oder über eine Eigen- bzw. Fremdfinanzierung ausgleichen. Im Beispiel ließ sich zwar ein operativer Cashflow in Höhe von 135.000 EUR erwirtschaften, für den Bereich der Investitionen musste man allerdings 245.000 EUR aufwenden. Saldiert ergibt sich hieraus ein Nettoliquiditätsbedarf von 110.000 EUR. Da die Liquidität, die zu Beginn der Periode zur Verfügung stand (25.000 EUR), nicht ausreichte, um diesen Fehlbetrag zu decken, folgt einerseits eine Kapitalerhöhung durch die Gesellschafter (Eigenfinanzierung) in Höhe von 100.000 EUR und andererseits die Aufnahme eines Kredits (Fremdfinanfzierung) (20.000 EUR). In Summe errechnet sich ein Finanzmittelbestand am Ende der Periode von 15.000 EUR.
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Janina ist Redakteurin in der Redaktion von Text-Center und schreibt außerdem im Blog von Unternehmer-Portal.net .