Tech M&A

Tech M&A in Europa

Wie sagte schon der Physiker und Nobelpreisträger Niels Bohr: ‚Prognosen sind schwierig, insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen‘. In der dynamischen Welt der Tech M&A ist diese Aussage von Bohr passender denn je. Europa, bisher eher als unterlegener Konkurrent wahrgenommen, hat neue Höhen erklommen und zeigt den USA die Rote Karte im Hinblick auf Tech-Deals. Doch was kann uns das Jahr 2023 über die Zukunft der Branche sagen?

Europa hat in puncto M&A Transaktion die Nase vorn

Wer heutzutage nach positiven Nachrichten aus den Bereichen Investment, Finanzen und M&A sucht, schaut nicht selten in die Röhre. Daher suchen wir akribisch nach jedem noch so kleinen positiven Lichtblick. Und prompt haben wir auch etwas gefunden: Denn Europa klettert im Bereich Tech-M&A die Leiter weiter nach oben und hat sogar die USA abgehängt. Doch wie viel ist diese Entwicklung wirklich wert? Und wird dieser Trend anhalten?

Werfen wir einen Blick auf die Daten von CB Insight, erfolgen die meisten Fusionen und Übernahmen im Technologiesektor in Europa! Damit stellt dieser Kontinent sowohl die USA als auch jede andere Region auf der Welt in den Schatten. Im zweiten Quartal des Jahres 2023 gab es insgesamt 812 Deals in Europa und 632 in den USA. Asien belegt mit 229 Deals den dritten Platz.

Bereits zum sechsten Mal in Folge grüßte Europa die Konkurrenz von der Spitze! Das ist ein wahrer Clou, wenn wir bedenken, dass etliche Big-Tech-Player und Weltkonzerne auf amerikanischen oder asiatischem Boden operieren.

Bei den Deals über 100 Millionen grüßt die USA von der Spitze

Es ist unbestreitbar, dass Europa in Bezug auf Großtechnologieunternehmen noch einen beträchtlichen Rückstand im Vergleich zur Konkurrenz aus Übersee hat. Diese Feststellung wird durch die Daten von CB Insights zusätzlich bestätigt. Insbesondere bei den bedeutenden Geschäften über 100 Millionen US-Dollar liegen die USA eindeutig vorne!

Gegenwärtig fehlt es jedoch an diesen bedeutsamen Geschäftsabschlüssen, wie aus dem neuesten Bericht von CB Insights hervorgeht. Sie machen lediglich vier Prozent aus. Das ist im Vergleich zum Durchschnittswert von acht Prozent im Jahr 2021 und fünf Prozent im Vorjahr deutlich weniger. Die sogenannten Megadeals, also Geschäfte mit einem Wert von über einer Milliarde US-Dollar, erreichen im Vergleich zum Rekordjahr 2021 nicht das gleiche Niveau. Ihr Anteil bewegt sich lediglich bei einem Prozent und verläuft eher unspektakulär.

Die Zahlen lassen also einen geringfügigen Rückgang erkennen. Die Branche steht vor ähnlichen Problemen wie andere Bereiche der Finanzwirtschaft und sieht sich zunehmenden Herausforderungen gegenüber. Eine kontinuierliche Unsicherheit herrscht weiterhin aufgrund der geopolitischen Lage, beispielsweise durch den anhaltenden Konflikt in der Ukraine oder im Gaza-Streifen.

Und nicht nur das! Selbst die bedeutenden Fusionen und Übernahmen werden von den zunehmend aggressiven Auseinandersetzungen im internationalen Handelsstreit zwischen China, den USA und Europa beeinflusst. Die Beteiligten zeigen eine spürbare Zurückhaltung, da sie darauf warten möchten, wie sich die Situation weiterentwickelt.

Ein Blick auf die globalen Statistiken bestätigt diese Tatsache ebenfalls. Im Technologiesektor wurde im zweiten Quartal 2023 das Gesamtvolumen der Fusionen und Übernahmen auf das gleiche Niveau wie im Jahr 2020 zurückgestuft. Im dritten Quartal gab es dann einen erneuten Rückschlag in dieser Entwicklung!

Gibt es in Europa dennoch einen positiven Blick in die Zukunft?

Doch fokussieren wir uns auf die positiven Aspekte: Trotz der gegenwärtigen Unsicherheiten erlebt Europa keinen Niedergang. Im Gegenteil, renommierte Fachleute zeigen sich sogar zuversichtlich für die bevorstehende Zukunft.

Kürzlich fand eine bedeutende europäische M&A-Konferenz statt, welche von der Beratungsfirma McKinsey und der Investmentbank Goldman Sachs gemeinsam organisiert wurde. Während dieser Veranstaltung wurden die anwesenden Dealmaker befragt und überraschenderweise gab mehr als die Hälfte an, dass sie ihre M&A-Aktivitäten ausweiten möchten sowie bereit sind, vermehrt zu investieren. Diese erfreulichen Äußerungen lassen auf positive Entwicklungen in der Branche schließen und sind Grund zur Freude!

Die steigende Anzahl von Deals lässt sich zweifellos auch auf die derzeit niedrigen Bewertungen von Unternehmen zurückführen. In dieser Situation packen viele Verhandlungsführer die Möglichkeit beim Schopfe, trotz unsicherer Zeiten lukrative Übernahmen zu tätigen. Damit ihr Vorhaben von Erfolg gekrönt ist, greifen viele Interessenten auf die professionelle Beratung von KP Tech Corporate Finance zurück.

Deutschland genießt auch in Zukunft einen fabelhaften Ruf bei ausländischen Investoren

Wie verhält sich die Lage in Deutschland? Lassen Sie uns mit den positiven Nachrichten beginnen: Deutschland bleibt ein äußerst attraktiver Ort für Investitionen. Besonders das fachliche Know-how im Bereich Technologie und die starke Innovationskraft machen das Land äußerst interessant für ausländische Investoren. In der Tat wurden fast 70 Prozent der M&A-Deals im letzten Jahr von Unternehmen aus dem Ausland angestoßen.

Eine interessante Beobachtung in dieser Angelegenheit ist, dass der Einfluss von US-amerikanischen Unternehmen abgenommen hat. Im Jahr 2021 stammen noch über die Hälfte der Dealmaker aus Nordamerika, während es im letzten Jahr nur noch 38 Prozent waren. Der größte Anteil an Geschäften in Deutschland erfolgt nun durch andere europäische Länder. Dies wird durch Daten der renommierten Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY bestätigt.

Es gibt eine potenziell kritische Perspektive auf die Tatsache, dass viele Geschäfte ins Ausland gehen. Dieser hohe Anteil an internationalen Deals zeigt nämlich auch, dass wir bislang nicht in der Lage sind, unser technisches Fachwissen in Deutschland zu behalten und unsere Innovationsbranche im Inland voranzutreiben.

Die Hauptstadt führt die M&A Deals an

Es ist keine große Überraschung, dass der Großteil der technologiebezogenen Geschäfte nach wie vor im Bereich der Software stattfindet. Von den über 200 Fusionen und Übernahmen entfallen etwa ein Drittel auf Software & Analytics und knapp 15 Prozent auf E-Commerce.

Berlin ist in Deutschland führend, was die Anzahl der abgeschlossenen Geschäfte betrifft. München und die Start-up-Region NRW folgen auf den Plätzen. Obwohl Berlin eine aktive Start-up-Szene hat, müssen laut EY-Experten weiterhin Anstrengungen unternommen werden, um seine Spitzenposition zu behaupten. Andernfalls könnte das Polster zu den anderen beiden Metropolregionen schnell schwinden!

Bayern und Nordrhein-Westfalen sind beide aktiv darum bemüht, junge und kreative Unternehmen anzulocken. Kurz vor den Landtagswahlen hat Bayern zusätzliche Gelder in ein Wissensübertragungsprogramm investiert, um die Attraktivität der Hochschulregionen zu steigern. Gleichzeitig hat NRW kürzlich einen Start-up-Monitor veröffentlicht, der eine positive Stimmung unter Gründern im Land bestätigt – besonders dank Unterstützung durch Stipendien- und Förderprogramme.

Die aktive Förderung von Investitionen ist der entscheidende Faktor für eine lebendige Innovationslandschaft. Um den aktuellen Erfolg langfristig zu sichern, müssen Berlin, Deutschland und Europa ihre Präsenz auf dem Technologiemarkt weiter ausbauen. Es bedarf einer verstärkten Aktivität, um dauerhaft im Aufwind zu bleiben.

Bedeutende M&A Deals nach Quartal sortiert

Im letzten Abschnitt unseres Artikels möchten wir unseren Lesern bedeutende M&A Deals in Europa zu den Quartalen eins bis drei präsentieren:

Quartal 1

  • Unternehmen: Mimacom (Schweiz)- Wert: / – Investor: Adrian (Frankreich)
  • Unternehmen: Integrity Next (Deutschland)- Wert: 100m. € – Investor: EQT(Schweden)
  • Unternehmen: TorAlarm (Deutschland)- Wert: / – Investor: Axel Springer (Deutschland)
  • Unternehmen: GK (Deutschland)- Wert: 432m. € – Investor: Fujitsu (Japan)
  • Unternehmen: RedSlim (Schweiz)- Wert: / – Investor: Andera (Frankreich)
  • Unternehmen: Swiat (Deutschland)- Wert: / – Investor: LB BW (Deutschland)
  • Unternehmen: Immerok (Deutschland)- Wert: / – Investor: Confluent (USA)

Quartal 2

  • Unternehmen: Fly.io (Amerika) – Wert: 64m. € – Investor: EGT (Schweden)
  • Unternehmen: IBS Software (Indien) – Wert: 414m. € – Investor: Apax (Deutschland)
  • Unternehmen: Synergic (Bulgarien)- Wert: / – Investor: Kirey Group (Kroatien)
  • Unternehmen: Perfion (Dänemark)- Wert: 29m. € – Investor: boyum (Dänemark)
  • Unternehmen: mooncard (Frankreich)- Wert: 37m. € – Investor: Orange Ventures (Großbritannien)

Quartal 3

  • Unternehmen: Kiona (Norwegen) – Wert: 173m. € – Investor: Carel (Italien)
  • Unternehmen: EGYM (Deutschland) – Wert: 207m. € – Investor: Affinity Partner

Fazit – Stillstand ist Rückschritt!

Insgesamt spiegeln die M&A-Trends in Europa und speziell in Deutschland ein vielschichtiges Bild wider. Während wir einerseits eine gewisse Zurückhaltung inmitten globaler Unsicherheiten beobachten, zeichnet sich andererseits eine ermutigende Aufwärtsdynamik ab. Deutschland mit Berlin an der Spitze bleibt ein attraktiver Standort für Innovationen und Investitionen. Doch es ist entscheidend, dass wir unsere Bemühungen nicht nur fortsetzen, sondern auch intensivieren, um die dynamische Innovationslandschaft, die wir so mühsam aufgebaut haben, zu erhalten und zu fördern. Im Zeitalter der Technologie ist Stillstand ein Rückschritt – daher sollte unsere Devise lauten: vorwärts und aufwärts!