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Small & Large Cap M&A

Fusionen und Firmenübernahmen (englisch: mergers and acquisitions, kurz M&A) generieren Nachfrage nach Aktien des bei der Transaktion passiven Unternehmens. Die Aktienkurse von Unternehmen mit geringer Börsenkapitalisierung, sogenannter Small Caps, können durch diese plötzliche Nachfrage von kapitalstarken Marktteilnehmern Rekordsteigerungen erfahren. Andererseits ist die Investition in Small Caps gerade wegen der geringen Marktkapitalisierung jener grundsätzlich spekulativer als die Investition in große Unternehmen, englisch Blue Chips oder Large Caps. Kleine, junge Unternehmen haben häufig noch keinen Substanzwert, die Kurstafel spiegelt das Prinzip Hoffnung wider, nicht harte, realwirtschaftliche Fakten der Gegenwart.

Es greift bei Small Caps das fundamentale Börsengesetz, dass hohe Rendite hohes Risiko mit sich bringt. Risikolos ist nur der Marktzins. Ferner gilt das Axiom der technischen Analyse, dass die Kurse alles diskontieren. Ist eine Wertentwicklung erst sicher, so ist sie auch bereits weitgehend in den Kurs eingepreist, Spekulation läuft dann Kurs und Wert erfolglos nach. Dies Spannungsfeld der Spekulation mit Small & Large Cap M&A erfordert deshalb nähere Betrachtung.

Begriffliches zu Small & Large Cap M&A

Die deutschen Large Caps sind weithin bekannt, allen voran DAX-Werte wie etwa BMW, Deutsche Bank und SAP, die hier als

Cap

Welche Zahlen werden wie definiert?

Beispiele dienen sollen. Deren Marktkapitalisierung beträgt, finanzen.net zufolge¹, aktuell (2. 2. 2023) gerundet 62 Mrd. (BMW), 25 Mrd. (Deutsche Bank) und 127 Mrd. EUR (SAP). Diese Unternehmen weisen also alle eine Marktkapitalisierung im  Milliardenbereich auf. Lesen Sie hier alles zum DAX!

Demgegenüber zeigen (per 27. 12. 2022)² die 70 Unternehmen im SDAX Small-Cap-Dax) überwiegend eine Marktkapitalisierung von weniger als einer Milliarde Euro in Streubesitz am Markt. Nur acht Unternehmen im SDAX liegen im niedrigen Milliardenbereich zwischen 1 und 2 Mrd. EUR. Dabei muss man die im SDAX gelisteten 70 Unternehmen trotz des Namens des Indexes noch eher als Mid Caps sehen. Rund 520 deutsche Unternehmen etwa wiesen per 2010 weniger als 100 Mio. EUR Marktkapitalisierung auf³ – nur diese würden im strengen Sinne als Small Caps gelten können.

Hebelwirkung bei Small & Large Cap M&A

Ein Auftrag mit 1 Mrd. EUR Volumen ist auch für ein Large Cap eine gute Meldung. Das Sentiment, die Marktstimmung, entwickelt sich ob dessen positiv. Der Aktienkurs wird vermutlich steigen, ohne aber dabei zwingend Börsenrekorde zu brechen. Für ein Small Cap mit einer Marktkapitalisierung unterhalb 100 Mio. EUR ist ein solcher Auftrag hingegen ein Gamechanger. Der Kurs wird nicht mehr zu bremsen sein, Rekordrenditen rücken in greifbare Nähe.

Einfache Mathematik liefert die Erklärung für die unterschiedliche Rezeption an der Börse. Für ein Unternehmen mit Milliardenkapitalisierung ist die Milliarde nur ein Bruchteil seines Kapitals, für ein Small Cap hingegen ein Vielfaches. Entsprechenden Ertrag aus dem Auftrag vorausgesetzt, kann das Unternehmen allein aufgrund dieses Auftrages den Sprung von den Small Caps zu den Mid Caps. Analoges gilt für Umsatzeinbußen gleicher Volumens. Large Caps werden Kurseinbußen hinnehmen, die Einbuße aber aller Voraussicht nach überstehen. Small Caps hingegen können von heute auf morgen dadurch in Konkursgefahr geraten, was den Aktienkurs ins Bodenlose treiben würde.

Wir müssen also zu Small & Large Cap M&A festhalten:

Small Caps reagieren stärker auf wirtschaftliche Entwicklungen als Large Caps, sie sind volatiler.

Small & Large Cab M&A aus spieltheoretischer Sicht

Aus spieltheoretischer Sicht ist eine Spekulation dann sinnvoll, wenn sie wahrscheinlich einen positiven Ertrag einbringt. Wettet man darauf, dass beim Würfeln mit einem Würfel eine Sechs geworfen wird, ist bei einem fairen Würfel diese Spekulation statistisch zu 1/6 erfolgreich und zu 5/6 erfolglos. Der eine Erfolgsfall muss also fünf Misserfolge kompensieren, damit das Spiel – bei entsprechend häufiger Wiederholung – wenigstens neutral ist, sich Gewinne und Verluste mindestens ausgleichen. Dazu muss der Gewinn beim Auftraten einer Sechs mindestens fünfmal so hoch sein wie der Verlust beim Auftreten jeder anderen Zahl.

Soweit die Spieltheorie. Ein Problem an diesem Ansatz ist die Einschränkung „bei entsprechend häufiger Wiederholung“. Mit genügend – idealtypisch unendlich viel – Spielgeld wird das Gesetz der großen Zahl durchschlagen und das Spielergebnis die stochastische Voraussage in guter Näherung realisieren. In der Realität könnte man bei entsprechend hohem Einsatz schon nach wenigen Versuchen einen Totalverlust erlitten haben und nicht weiterspielen können. Bei Small & Large Cab M&A

Caps

Was bringt ein hoher Einsatz?

bedeutet das Setzen auf Small Caps an der Börse solch ein Spiel mit widrigen Erfolgsaussichten, aber entsprechend hohen Renditeerwartungen.

Das Setzen auf Large Caps bedeutet hingegen – abhängig von der Charttechnik und fundamentalen Daten – ein Spiel mit ausgeglicheneren Erfolgs- und Misserfolgs-Wahrscheinlichkeiten. Es ist – um im Bild des Würfelns zu bleiben – eher vergleichbar mit dem Setzen auf geradzahligen Würfelwurf, der sich statisch gesehen in der Hälfte der Fälle einstellen wird. Bei Large Caps braucht deshalb auch keine exorbitanten Renditeerwartungen im Erfolgsfall, es gibt bei breiter Streuung weniger Verlustfälle zu kompensieren und im Allgemeinen nur solche mit moderatem Verlust, nicht mit Totalverlust wie bei Small Caps.

Small & Large Cap M&A für die Anlagepraxis

Einer der wichtigsten Imperative für die Börsenspekulation ist „Streuen!“. Im Bereich von Small & Large Cap M&A ist dies für beide Segmente empfehlenswert, ein einzelnes Unternehmen kann immer unter-performen, kann immer der statische Ausreißer werden, der Anlagegeld vernichtet. Eine breite Aufstellung kann solch singuläre Verluste mit Small & Large Cap M&A auffangen helfen. Im Bereich von Small Caps greift zudem der erste beschriebene spieltheoretische Ansatz. Wenn man in genügend großer Zahl parallel spielt, so kann sich dabei das Gesetz der großen Zahl leichter behaupten, was einen insgesamt günstigen Ausgang erhoffen lässt.