Was versteht man unter Preiselastizität
Die Preiselastizität ist eine Metrik, welche versucht, die Auswirkungen von Änderungen der Mengen und Preisen von Gütern zu beschreiben. Sie ist definiert als die relative Mengenänderung (der am Markt zu diesem Preis angebotenen Güter) dividiert durch die relative Preisänderung.
Eine geringe Preiselastizität deutet somit darauf hin, dass die Nachfrage nach einem Gut nur in einer geringen Abhängigkeit von dessen Preis ist, wohingegen eine hohe Preiselastizität auf eine starke Nachfrageänderung hinweist.
Grundsätzlich kann man die Elastizität der Nachfrage oder des Angebots untersuchen. Ohne weitere Konkretisierung ist jedoch üblicherweise von der Elastizität der Nachfrage auszugehen. Ebenso können Änderungen von Preis und Nachfrage eines Gutes auch Auswirkungen auf den Preis und die Nachfrage eines anderen Gutes haben. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn es sich um ein Substitutionsgut handelt. Man spricht hier von dem Einfluss der Elastizität eines Gutes auf ein anderes Gut, der Kreuzpreiselastizität. Diese kann man wieder über die Elastizität des Angebots oder der Nachfrage erstellen. Auch hier ist ohne weitere Spezifizierung davon auszugehen, dass die Kreuzpreisnachfrage gemeint ist. Die Preiselastizität ist in der Regel negativ. Lesen Sie hier alles über Substitutionsgüter.
Berechnung der Preiselastizität
Es existieren mehrere Methoden, um die Preiselastizität zu bestimmen. Im Folgenden beschreiben wir die Methode der Bogenelastizität und die Mittelwertmethode. Theoretisch kann man zur Bestimmung der Preiselastizität auch über die Ableitung der Preis- Nachfragekurve bestimmen, dies scheitert in der Praxis jedoch daran, dass unendlich viele Punktpaare von Preis und Nachfrage entlang der Nachfragekurve bekannt sein müssten. Diese Bedingungen sind in der realen Anwendungen selten gegeben.
Bogenelastizität
Man berechnet die Bogenelastizität, indem zu dem Preis P und der Nachfrage Q der alte Preis P_1, der neue Preis P_2sowie die vorherige Nachfrage Q_1 und die neue Nachfrage Q_2 angegeben ist. Man bestimmt zunächst die Änderungsraten des Preises und der Nachfrage separat. Dies entspricht P_2–P_1, dividiert durch P_1. Die Berechnung der Änderungsrate der Nachfrage erfolgt analog. Anschließend wird die Änderungsrate der Nachfrage durch die Änderungsrate des Preises dividiert. Dies ist die Bogenelastizität.
Aus mathematischer Sicht entspricht die Bogenelastizität der Steigung einer Tangente der Kurve im untersuchten Punkt. Sie ist somit für jede Änderung separat zu berechnen. Änderungen, welche in der Nähe einer bereits bekannten Tangentensteigung liegen, können so bei üblichen Kurvenverläufen näherungsweise abgeschätzt werden.
Mittelwertmethode
Die Mittelwertmethode ist eine Erweiterung der Bogenelastizität. Anstatt die Bogenelastizität in jedem Punkt einzeln zu berechnen, wird bei der Mittelwertmethode die Bogenelastizität über einen Bereich ermittelt. Dies erfolgt, indem man, unter Verwendung der oben genannten Definitionen, zunächst erneut Mittelwerte für die Preisänderung und die Änderung der Nachfrage separat ermittelt. Konkret wird hierbei die Division von P_a durch P_b mit P_a = P_2–P_1 und P_b = (P_2+P_1)*2 angewandt, die Berechnung der mittleren Nachfrageänderung ist analog. Anschließend wird wie bei der Bogenelastizität die mittlere Änderung der Nachfrage durch die mittlere Änderung des Preises dividiert.
Aus mathematischer Sicht entspricht die Mittelwertmethode der mittleren Tangentensteigung einer Kurve im untersuchten Bereich. Dies sollte nicht mit einer Ableitungsfunktion verwechselt werden, welche die Tangentensteigung der Kurve in jedem Punkt beschreibt.
Unterschiede von Bogenelastizität und Mittelwertmethode
Die Unterschiede beider Methoden liegen im erwarteten Verlauf der Kurve, welche das Preis-Nachfrage-Verhältnis beschreibt. Bei der Bogenelastizität besteht die Annahme, dass eine Änderung, welche sich nur geringfügig von einer bereits untersuchten Änderung unterscheidet, bestimmt werden soll, diese sich ebenfalls nur geringfügig in ihren Bogenelastizitäten unterscheiden. Daher kann man beide Änderungen durch dieselbe
Bogenelastizität näherungsweise beschreiben. Bei der Mittelwertmethode erfolgt die Mittelung über einen Bereich, in der Annahme, dass eine hinreichend große andere Änderung so erfolgreich beschrieben werden kann.
Wenn die Punkte P_1 und P_2 bzw. Q_1 und Q_2 eng zusammen liegen, so ist oft die Bogenelastizität besser geeignet, andernfalls sollte man meist auf die Mittelwertmethode zurückgreifen.
Kategorisierung der Preiselastizität
Die Preiselastizität kategorisiert sich anhand der ermittelten Metrik. Für normale Güter sind drei Kategorien üblich, die elastische, unelastische und vollkommen unelastische.
Bei der elastischen Nachfrage ist die Preiselastizität < -1. Die Nachfrage reagiert in diesem Fall sehr stark auf Änderungen des Preises. Klassische Beispiele einer elastischen Nachfrage sind Luxusgüter wie zum Beispiel Sportwagen. Der Kunde benötigt diese Güter im alltäglichen Leben nicht und kann daher auf den Erwerb verzichten, wenn der Preis steigt.
Bei der unelastischen Nachfrage ist die Preiselastizität zwischen -1 und 0. Die Nachfrage reagiert in diesem Fall nur schwach auf Preisänderungen. Klassische Beispiele für Güter mit unelastischer Nachfrage sind Nahrungsmittel, welche sich nicht substituieren lassen. Ebenso kämen Preise für Energieträger wie Strom und
Benzin in Betracht, deren Nachfrage kaum auf Preisänderungen reagieren.
Bei der vollkommen unelastischen Nachfrage ist die Preiselastizität 0. die Nachfrage reagiert also überhaupt nicht auf die Änderung des Preises. Ein Beispiel für eine vollkommen unelastische Nachfrage wären überlebenswichtige Medikamente. Diese muss der Kunde zwingend erwerben, ungeachtet des Preises.
Daneben existieren weitere, teilweise auch nur theoretische, anormale Kategorien, welche die Preiselastizität beschreibt, wenn sie außerhalb der oben genannten Kategorien ist.
Anwendung der Preiselastizität
Die Preiselastizität ist die zentrale Metrik bei der Untersuchung von Möglichkeiten der Gewinnoptimierung eines Unternehmens. Durch Kenntnis der Preiselastizität kann man den optimale Preis bestimmen, zu welchem ein Produkt zum Verkauf steht. Eine Analyse der Preiselastizität des angebotenen Produkts gehört somit auch zu einer Due-Diligence-Prüfung. Hier kommt es zur Ermittlung von bisher noch unerschlossenem Potenzial des Unternehmens. Solche Due-Diligence-Prüfungen gibt es oft anlässlich eines Unternehmensverkauf . In einem Datenraum kann unter anderem der Deckungsbeitrag ermittelt werden. Der Deckungsbeitrag lässt sich ermitteln, indem man die abgesetzte Menge mit dem Preis des Produkts multipliziert. Im Anschluss zieht man die variablen Kosten ab. Der Deckungsbeitrag lässt sich also durch Kenntnis der Preiselastizität des eigenen Produkts optimieren.