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Banken in der Niedrigzinsphase – die Folgen für Kreditinstitute und Verbraucher

Infolge der Weltwirtschafts– und Finanzkrise in den Jahren 2008/2009, die durch den Zusammenbruch des US Hypothesenmarkts
ausgelöst wurde, senkte die Europäische Zentralbank (EZB) den Hauptrefinanzierungssatz schrittweise von 4,25 Prozent auf 0,00  Prozentpunkte. Andere Notenbanken, wie die US-amerikanische FED und die japanische taten es der EZB gleich.

Mit der Niedrigzinsphase verfolgte die EZB das Ziel, dem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung dezidiert entgegenzutreten. Mit der Senkung des Leitzinses verbilligen sich Investitionen, da Unternehmen für die Darlehensaufnahme wenig Zinsen zahlen. Zudem regen geringe Zinskosten die Verbraucher zum Konsumieren an. Exemplarisch ist der Erwerb eines neuen Fahrzeugs zu nennen. Hiervon profitiert in der Konsequenz die Wirtschaft.Ferner ist die EZB gemäß ihren Statuten verpflichtet, für Preisstabilität zu sorgen. Damit impliziert sie die Fixierung des Inflationsniveaus auf 2 Prozent. Da trotz der initialen Reduzierung des Leitzinses und der Niedrigzinsphase dieser Wert nie erreicht wurde, sank der Hauptrefinanzierungssatz bis auf 0,00 Prozent (16. März 2016). Lesen Sie hier alles zur Inflation.

Niedrigzins

Wann werden Schulden gemacht?

Im weiteren Verlauf der Entwicklung kristallisierte sich das nächste Problemfeld heraus – Staatsverschuldung. Insbesondere Nationen in Süd- und Osteuropa sind hoch verschuldet. In Deutschland betrugen die Verbindlichkeiten im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2019 etwa 60 Prozent, während dieser Wert in Italien bei 135 Prozentpunkten lag. Folglich würde das Ende der Niedrigzinsphase

jenen stark verschuldeten Ländern den ökonomischen Todesstoß versetzen.

Folgen der Niedrigzinsphase für die Kreditinstitute

Die europäischen Banken und Kreditinstitute verfügen über signifikant andere Etragsfelder als ihre US-amerikanischen Pendants. Hierzulande bestehet die Ertragskraft im Wesentlichen aus drei Bestandteilen, die zusammen 80 Prozent ausmachen:
  • Sparmarge
  • Transformationsmarge
  • Kreditmarge

Der Rest des Bankenumsatzes setzt sich aus Gebühren wie beispielsweise der Kontoführungsgebühr zusammen.

Infolge der Niedrigzinsphase schrumpfen die Profite aus jedem der aufgeführten Felder kontinuierlich. Die amerikanischen Bankinstitute hingegen erwirtschaften ihre Profite überwiegend aus dem Wertpapier- und Versicherungsgeschäft. Somit sind sie von der Zinserosion weniger stark betroffen.

Sparmarge

Die Sparmarge definiert sich aus der Differenz zwischen dem Tagesgeldsatz der Banken, den sie durch Anlage von Kapital am Markt für 24 Stunden erzielt und dem Betrag, den der Sparer für sein Guthaben erhält, welches er bei der Bank lagert. Der Einlagezins beläuft sich auf momentan 0,5 Prozent. Gewöhnlich wird dies als Strafzins bezeichnet. Der Begriff ist durchaus treffend, da er die Banken sanktioniert, sobald sie finanzielle Mittel bei der EZB parken (Bargeld oder Einlagen).

Hierzu sind sie jedoch aufgrund regulatorischer Vorgaben verpflichtet. Dass die Lagerung von Bargeld aufwendig ist, versteht sich von selbst. Es ist unmöglich, den Strafzins zu vermeiden. Demnach werden Liquiditätsgewinne durch die Sparmarge ad absurdum geführt. Solch ein Ertragsfeld existiert nicht mehr.

Transformationsmarge

Die Transformationsmarge ergibt sich aus der Tatsache, dass die Finanzinstitute langfristige Kredite mit kurzfristigen Einlagen finanzieren. Die Differenz der beiden Summen ist ihr Gewinn. Zur Verdeutlichung: Beträgt

Niedrigzins

Wie viele Zinsen werden fällig?

der 5-Jahreszins beispielsweise 3 Prozent und wird mit kurzlebigem Tagesgeld zu 0,5 Prozent finanziert, erreicht die Bank einen Zinsmargengewinn von 2,5 Prozentpunkten jährlich. Offenkundig existiert ein Zinsänderungsrisiko. Steigt der kurzfristige Zins auf 3 Prozent oder darüber ist auch dieses Ertragsfeld erodiert. Speziell 2021 mit einer prognostizierten Inflation von etwa 4 Prozent ist dies eine mitunter reelle Gefahr.

Kreditmarge

In der Niedrigzinsphase ist die Kreditmarge die letzte Bastion der Banken. Sie bezeichnet jenen Preis, den die Institute neben dem Marktzins bei der Kreditdistribution erhalten. Dieser fungiert zur Deckung der Verwaltungskosten sowie zur Kompensation des Kreditausfallrisikos. Sofern es die Gegebenheiten des Marktes ermöglichen, wird ein beträchtlicher Gewinn von einigen Prozentpunkten erzielt.

Da sich jegliche Banken auf diesen Bereich fokussieren, sinkt allerdings auch in diesem Ertragsfeld beständig der Profit. Zu beobachten ist der Effekt gegenwärtig im Themenkomplex der Baufinanzierungen.

Konklusion

Basierend auf der illustrierten Entwicklung wird deutlich, dass die Banken in der Niedrigzinsphase Maßnahmen ergreifen müssen, um profitabel zu bleiben. Die Sparmarge ist nicht mehr existent. Die Transformationsmarge birgt unkalkulierbare Risiken und die Kreditmarge schrumpft durch die Allokation der Gesamtheit der Bankinstitute in diesem Bereich zusehends. Jene Prozesse haben Folgen für die Verbraucher, die bereits zu sehen sind.

Implikationen für Verbraucher während der Niedrigzinsphase

Die Vielzahl an Banken ist dazu übergegangen, Strafzinsen auf Einlagen zu erheben. Zum Exempel die Postbank. Sie verlangt von Kunden ab einem Guthaben von 50.000 Euro die Zahlung einer Verwahrgebühr in Höhe von 0,5 Prozentpunkten. Darüber hinaus bieten nur noch wenige Finanzinstitute die gebührenfreie Kontoführung an. Meist sind es Direktbanken oder Fintechs.

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Wer zahlt Strafzinsen?

Weitere Fusionen scheinen unvermeidlich. Die Banken sind zwingend gehalten, ihre Kosten massiv zu senken. Das erfordert Um- und Restrukturierungsprozesse. Beispielsweise war bereits die Fusion der Deutschen Bank mit der ebenso angeschlagenen Commerzbank in Prüfung.

Überdies bekommen Anleger selbst auf Tagesgeldkonten oder Bundesanleihen keine Rendite. Somit entsteht eine Vermögensreduktion für Verbraucher, da die Inflation den Geldwert mindert. Die DZ Bank bezifferte die Opportunitätskosten der deutschen Sparer zwischen 2010 und 2019 auf 648 Milliarden Euro.

Aus diesem Grund sind Privatpersonen auf der Suche nach lohnenswerten Investments. In Verbindung mit niedrigen Hypothekenzinsen entstand dadurch die bekannte Preisspirale im Immobiliensektor. Derzeit scheint lediglich das Aktieninvestment lohnenswert. Nachteilig hierbei ist die vergleichsweise hohe Volatilität. Aufgrund dessen und angesichts kaum vorhandener Finanzbildung der Deutschen bezüglich Wertpapieren schrecken viele vor der Aktienanlage zurück.

Profiteure der Niedrigzinsphase sind Kreditnehmer und Schuldner. Sie zahlen für das Umschulden sehr wenig Zinskosten und sind imstande, günstige Finanzierungen zu erhalten. So wurden schätzungsweise im Zeitraum von 2010 bis 2019 bereits 290 Milliarden Euro Zinsen eingespart.