Rezession – und jetzt?
Wirtschaftlich interessierte Menschen kennen den Begriff der Rezession natürlich wie ihre Westentasche. Doch jetzt, im Herbst 2022, können selbst die Menschen keinen Bogen mehr darum machen, die normalerweise in ganz anderen Themengebieten Zuhause sind. Die Rezession ist aktueller denn je, weshalb wir in unserem Artikel nun verraten, was wir unter diesem Phänomen verstehen, welche Folgen zu erwarten sind und wieso wir uns in diesen schwierigen Monaten alle damit befassen sollten!
Rezession – was ist das eigentlich?
Keine Rezession ohne Krise, so lässt sich die Definition wohl am besten beginnen. Deutschland, oder eigentlich komplett Europa, hat derzeit gleich mehrere davon. Die Corona-Pandemie, nun der russisch-ukrainische Krieg, ein globales Energieproblem, unterbrochene Lieferketten, in diesen Monaten erleben wir diverse Gründe einer Rezession.
Wie hoch der Lebensstandard der Bevölkerung ist, hängt ganz stark von der Kraft der jeweiligen Wirtschaft ab. Eine Rezession ist folglich eine Phase der Konjunktur, in der das wirtschaftliche Wachstum einerseits stagniert, andererseits aber sogar
abnimmt. Die Einkommen gehen zurück, die Zahl der Arbeitslosen nimmt zu, an allen Ecken und Enden steigen die Preise.
Es gibt jedoch noch eine andere Definition der Rezession, eine, der sich zahlreiche Wirtschaftsforscher bedienen. In ihren Augen rückt das Produktionspotenzial in den Vordergrund, also die Frage, wie hoch die Wirtschaftsleistung bei voller Ausschöpfung der Kapazitäten von Arbeitern und Maschinen ausfällt. Rutschen zwei aufeinanderfolgende Quartale unter sein Potenzial, wird von einer Rezession gesprochen.
Was sind die Ursachen einer Rezession?
Es ist schwierig, eine Rezession mit einer einzigen Ursache zu verknüpfen. Aktuell ist aber natürlich der Krieg in der Ukraine zu nennen, der die internationalen Wirtschaften lähmt. Zum einen, weil dadurch Lieferengpässe, beispielsweise beim Getreide, entstanden sind. Auch andere Materialen sind knapp geworden. Zum anderen, und hier handelt es sich um den alles entscheidenden Faktor, weil die Energiepolitik davon betroffen ist. Die Preise, vor allem für Strom und Gas, explodieren, gleichermaßen übersteigt die Nachfrage das Angebot. Schon vor dieser Problematik war die Inflation in Deutschland, die mittlerweile nur noch ganz knapp unter einem zweistelligen Wert liegt, hoch, die Kaufkraft der Bevölkerung geht alarmierend zurück.
Genau diese Kaufkraft wäre es, die die Rezession in den Griff bekommen könnte, doch noch ist nicht abzusehen, wie lange Preise steigen, in ungeahnten Höhen verweilen und die Wirtschaft so in Atem halten. Generell lassen sich ein paar Punkte finden, in denen eine Rezession zu erkennen sind:
- schwache und fallende Börsenkurse
Fehlende Investitionen
Rückgang der Nachfrage und überfüllte Lager
Arbeitslosigkeit
Sinkende Löhne
Welche Arten von Rezessionen gibt es eigentlich?
Rezession ist nicht gleich Rezession, anhand einiger Eigenschaften lässt sich folgende Unterteilung vornehmen.
- Rezession im klassischen Sinne
Hierbei handelt es sich um den bereits genannten Abschwung der Wirtschaft. Die Kaufkraft fehlt, Investitionen bleiben aus. - technische Rezession – Wirtschaftswachstum
Diese Form ist jene, die etlichen Wirtschaftsexperten zusagt. Eine Volkswirtschaft weist zwei Quartale hintereinander eine sinkende Leistung auf, steckt somit in einem Abschwung. - technische Rezession – Wirtschaftsauslastung
Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute haben eine etwas komplizierte Definition parat. Hier wird die Frage nach der optimalen Wirtschaftsleistung Deutschlands gestellt, in der Annahme, dass Personal und Maschinen wie geplant funktionieren, genannt „Produktionspotenzial“.
Welche Folgen hat eine Rezession?
Eine Rezession mag schleichend kommen, doch ist sie erst einmal da, bleibt sie nicht unbemerkt. Natürlich steht die ausbleibende Kaufkraft maßgeblich dafür, schließlich fehlen der Bevölkerung die finanziellen Mittel. Kurzarbeit, Kündigungen, kaum noch Investitionen und Produktionen, die Wirtschaft ist quasi lahmgelegt. Je weiter die Preise steigen, umso niedriger werden die Gelder, die die Haushalte zur Verfügung haben. Das wiederum führt dazu, dass keine Käufe mehr getätigt werden können. Fallen die Börsenkurse, ist auch das ein Zeichen dafür, dass eine Rezession bereits läuft.
Die aktuelle Entwicklung in Deutschland
Inflation, Rezession, kalte Progression? In Deutschland tummeln sich die wirtschaftlichen Schreckensmeldungen im Moment Tag täglich in den Nachrichten. Bezüglich einer Rezession muss man eigentlich feststellen: NOCH ist es gar nicht so weit, doch aufhalten kann man sie wohl auch nicht mehr. Die Konjunkturprognosen sehen düster aus, viel Hoffnung machen uns die Experten nicht.
Das BIP wird weiter schrumpfen, auch in den ersten Quartalen des kommenden Jahres 2023. Gerechnet hatte man noch vor gut einem halben Jahr eigentlich mit besseren Zahlen, die Gaskrise aber lässt nun keine optimistischere Einschätzung mehr zu. Natürlich hängt auch die Inflation im Spinnennetz, bei der es noch keinen Rückgang zu erwarten gibt. Was in Deutschland derzeit noch als Pluspunkt betrachtet wird: Der Arbeitsmarkt, der alles in allem auf stabilen Beinen steht.
Wie sicher sind die Prognosen?
Zugegeben, es ist keine ganz typische Rezession, der wir in der Bundesrepublik gerade begegnen. Aufträge sind eigentlich vorhanden, doch weder Arbeitskraft noch Materialen können auf der Habenseite auch nur im Ansatz mithalten. Obwohl es durchaus Indizien gab, die den Abschwung der Wirtschaft haben kommen sehen, ist es vor allem die Energiekrise, die die Rezession überhaupt ins Land gelassen hat. Aufhalten, das wird man laut Experten nicht mehr können. Die Rezession der aktuellen Jahre dürfte keine sein, die binnen weniger Monate aus dem Weg geschafft werden kann, sondern eher eine, der der deutschen Wirtschaft noch einige Zeit treu bleibt.